Sonntag, 24. April 2016

Sprunggelenkverletzung/Fuß verstaucht – Therapie-Tipps der Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA) auch für ältere Sportler

Schnell ist der Fuß umgeknickst –besser dann zum Facharzt

Aufgepasst statt umgeknickt – Die Fachgesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA) klärt über Verletzungsrisiken am Sprunggelenk auf und gibt Tipps für Betroffene:

Mit dem Frühling kommt die Lust auf Bewegung an der frischen Luft. Egal ob Wandern, Golfen, Tennis oder auch nur spazieren gehen, unser Bewegungsdrang steigt mit den länger werdenden Tagen. Denn mit dem zunehmenden Tageslicht schüttet der Körper auch vermehrt Serotonin aus, eines der sogenannten Glückshormone. Doch bei all der Lust auf Bewegung & Co. heißt es aufgepasst: Täglich knicken in Deutschland etwa 10.000 Menschen mit dem Sprunggelenk um.


Das oft als Lappalie abgetane „Fuß verstauchen“ sollte nicht unterschätzt werden, verursacht jedes stärkere Umknicken doch Verletzungen im Sprunggelenk. Nicht richtig auskuriert kann das Risiko für eine schmerzhafte Sprunggelenksarthrose im Alter steigen. Die AGA, Europas größte Fachgesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie, erläutert häufige Verletzungsmuster am Sprunggelenk und ihre Therapiemöglichkeiten.

 Das Sprunggelenk erfüllt eine entscheidende Funktion in unserem Bewegungsablauf und dient der Beweglichkeit sowie der Stabilisierung des Fußes. Es besteht aus einem oberen und einem unteren Anteil. Bei einem Umknicken ist in der Regel nur der obere Anteil des Sprunggelenkes betroffen, also das Gelenk zwischen Schienbein und Wadenbein sowie dem Sprungbein.

Der Bewegungsablauf – ein Zusammenspiel von Muskeln, Sehnen, Bändern

Vereinfacht betrachtet ist das obere Sprunggelenk ein Scharniergelenk, mit dem zwei Hauptbewegungsrichtungen ausgeführt werden können: Anheben des Fußes und Abdrücken vom Boden. Zum Auftreten wird der Fuß nach oben gezogen, so kann man mit der Ferse zuerst aufkommen und dann kontrolliert abrollen (sogenannte Dorsalextension). Für den Abdruck vom Boden wird die Fußsohle und der Fußballen nach unten gedrückt (sogenannte Plantarflexion). Diese Bewegungen erfolgen im Zusammenspiel von Muskeln, Sehnen und dem Kapselbandapparat rund um das Sprunggelenk.

Dabei stabilisieren Bänder das Gelenk bei seinem physiologischen Bewegungsablauf. Knickt man nun mit dem Fuß um, kann der Kapselbandapparat gedehnt, angerissen oder komplett gerissen werden. Hier ist besonders häufig die Außenseite des Gelenks mit seinen drei Bändern betroffen. Je nach Verletzung ist der Betroffene häufig nicht in der Lage, zu gehen oder auch nur Gewicht auf den verletzten Fuß zu bringen. Anfänglich starke Schmerzen lassen in der Regel nach der ersten Stunde deutlich nach. Das Gefühl von Instabilität im Sprunggelenk ist dann längerfristig eine typische Folgeerscheinung einer schwerwiegenden Bandverletzung. 

Blutergüsse und Schwellungen weisen auf Verletzung hin

Bei der eigenen Einschätzung einer Verletzung ist Vorsicht geboten, denn das Schmerzempfinden ist bei einer Sprunggelenksverletzung kein guter Indikator: Nicht immer stehen die Schmerzen und die Schwere der Verletzung in direktem Zusammenhang. Wichtig ist es auch, auf die Bildung eines Blutergusses am Sprunggelenk als dringenden Hinweis für eine Gelenkkapsel- oder Bandverletzung zu achten. Auch kann die Schwellung des Sprunggelenkes einen Hinweis auf das Ausmaß der Verletzung geben.

Hier gilt: Je mehr Schwellung, desto ausgedehnter die Gewebsverletzung. Nach einem schwereren Umknicktrauma sollte ein Arzt das Sprunggelenk untersuchen. Dabei kann die Art des Traumas (Supination oder Pronation) bereits wichtige Hinweise auf das zu erwartende Verletzungsmuster geben. In der Regel werden Röntgenbilder angefertigt, um eine knöcherne Verletzung auszuschließen. Bei Verdacht auf eine gravierende Band- oder Knorpelverletzung erfolgt die Überweisung zur Kernspintomographie.

Erstbehandlung nach dem PECH-Prinzip

Als Erstbehandlung des Umknicktraumas hat sich das PECH-Prinzip bewährt: Pause, Eis, Compression und Hochlagern. Dazu sollte das betroffene Bein unter Zuhilfenahme von Unterarmgehstützen entlastet werden. Eine lokale Kühlung hilft bei Schwellungen. Eine elastische Wickelung des geschwollenen Sprunggelenks sorgt durch Kompression für eine Reduktion der Schwellung. Die wichtigste Maßnahme ist jedoch, das Bein sofort hochzulegen. Dabei sollte es über Herzhöhe gebracht werden, damit der Blutrückfluss zum Herzen erleichtert wird.

Unter Ruhigstellung in einer Schiene, die das seitliche Verkippen im Sprunggelenk verhindert, dauert es ungefähr sechs Wochen, bis die Bänder ihre Reißfestigkeit zu 60 bis 70 Prozent wiedererlangt haben. Wird zusätzlich Physiotherapie durchgeführt, kann in neun von zehn Fällen ein Resultat ohne weitere Instabilität oder Schmerzen erreicht werden.


Umknicken vermeiden heißt gleichzeitig einer Arthrose vorbeugen
Jedes Umknicken verursacht Verletzungen am Sprunggelenk. Je häufiger man über die Jahre umknickt, desto größer ist das Risiko für verschleißbedingte Knorpelveränderungen (Arthrose). Aus gelegentlichen Schmerzen beim Sport aber auch im Alltag kann ein Dauerschmerz werden und in der Folge auch zu einer zunehmenden Bewegungseinschränkung am Sprunggelenk führen.

Häufige Verletzungsarten am Sprunggelenk und ihre Behandlung:

 
1. Umknicken nach außen
Sehr häufig treten bei einem Supinationstrauma (Umknicken nach außen) Verletzungen am Außenbandapparat des Sprunggelenks auf. Diese Verletzungen lassen sich in den allermeisten Fällen gut in der klinischen Untersuchung diagnostizieren. Es können ein oder mehrere Bänder gleichzeitig reißen und zu einer vermehrten Aufklappbarkeit am äußeren oberen Sprunggelenk führen.

2. Umknicken nach innen
Beim Pronationstrauma (Umknicken nach innen) kommt es häufig zu Innenbandverletzungen. Es können jedoch auch Kombinationstraumata und begleitende knöcherne Verletzungen vorliegen.
 

3. Syndesmosenverletzung
Die sogenannte Syndesmosenverletzung mit Zerreißen der Bandstruktur zwischen Wadenbein und Schienbein tritt ebenfalls häufig auf. Bei einem An- oder Abriss kommt es zu einer Schwellung oder einem Druckschmerz oberhalb des Sprunggelenks und die Belastung des Beines ist kaum mehr möglich. Diese Verletzung erfordert in der Regel eine operative Stabilisierung.

4. Verletzung der Peronealsehnen

Auch die sogenannten Peronealsehnen, die hinter dem Außenknöchel zum Fußaußenrand laufen, sind verletzungsanfällig. Sie haben die Aufgabe, den Fußaußenrand zu stabilisieren. Angespannt werden sie über einen Muskel, der bei einem Umknicken reflexartig reagiert und die Sehnen zur Stabilisierung des Sprunggelenks nach oben zieht. Bei einem Umknicktrauma wurde der Fußaußenrand nicht genügend stabilisiert. Je nach Schweregrad des Traumas können die Peronealsehnen geschädigt sein.

Liegt eine Schwellung hinter dem Außenknöchel gepaart mit einem Druckschmerz und Funktionseinschränkung vor, sollte eine Kernspintomographie zur Diagnosesicherung durchgeführt werden. Auch der Knorpel des Sprungbeins oder des Schienbeins bzw. Wadenbeins kann durch ein Umknicken geschädigt werden. Bei Knorpel- oder Knorpelknochenverletzungen berichten Betroffene oft über ein hörbares Knirschen oder auch Gelenkblockaden nach dem Unfall.

5. Knöchelbruch

Aber auch ein Bruch des Außenknöchels oder sogar beider Knöchel innen und außen sind mögliche Verletzungsmuster, die durch ein einfaches Umknicken entstehen können. Eine konventionelle Röntgenaufnahme sollte daher Teil einer jeden ärztlichen Untersuchung sein.

Wann ist eine Operation sinnvoll?

Viele Brüche am Sprunggelenk müssen zeitnah nach einer Verletzung operativ versorgt werden, um die ursprüngliche Anatomie und eine einwandfreie Biomechanik des Gelenks wieder herzustellen. Anders verhält es sich mit den Bandverletzungen des Sprunggelenkes: reine Außenbandrisse werden heutzutage bei einem akuten Umknicktrauma im Normalfall konservativ mit einer Schiene behandelt. Die meisten Patienten werden keine Spätfolgen haben. In der Regel ist nur bei jenen Menschen, bei denen die Umknick-Ereignisse wiederkehren und sogar häufiger werden, eine Operation nach vorheriger erfolgloser Physiotherapie anzuraten.

Anders verhält es sich mit einem kompletten Riss des vorderen Syndesmosebandes oder bei luxierenden Peronealsehnen. Diese spezifischen Verletzungen des Sprunggelenkes brauchen meist eine Operation um stabile Verhältnisse zu erreichen.

Um die richtige Entscheidung bezüglich einer Operation treffen zu können, sollte auf jeden Fall eine fachärztliche Abklärung mit entsprechender Bildgebung (Röntgen, MRT) erfolgen.
 

Praktische Tipps zur Verhinderung von Sprunggelenkverletzungen finden Sie HIER.

www.aga-online.de
 

April 2016. Redaktion pflegeinfos.net
Copyright Foto: PR/AGA (Fotolia)

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